Freitag, Januar 07, 2011

Programmhinweis: Die Anwälte

Vielleicht eher "für unsere kleinen Gäste" (wie ...jurabilis!) so schön schreibt der heutige Fernsehtipp:

Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte (heute, 21.55 Uhr auf Arte)

Menschen meines Jahrgangs kennen Horst Mahler als verborten Neonazi, Otto Schily als Ex-grünen SPD-Sicherheitsminister und Hans-Christian Ströbele als den netten alten Mann mit dem Fahrrad auf Kreuzberger Demos.

Natürlich müssen diese drei alten Männer schon vorher ein bewegtes Leben gehabt haben. So war Mahler Mitbegründer der RAF, wurde dann von prominentesten Sozialdemokraten wie Gerhard Schröder wieder rausgehauen und wurde erst in den 1990ern zum verbohrten Neonazi.
Schily war Mitbegründer der Grünen, auch wenn er damals schon eine Vorliebe für Anzug und Weste hegte.
Und Ströbele, naja, ist eigentlich nur älter geworden.

Die Verbindung dieser drei doch recht unterschiedlichen Gestalten ist den Älteren vielleicht bewusster: Sie alle sind Anwälte, alle drei der Außerparlamentarischen Opposition (APO) verbunden. Während Schily und Ströbele den Kampf mit harten Bandagen, jedoch friedlich führen, wählte Mahler den politischen Extremismus in Form des RAF-Terrorismus. Verteidigt wurde er in einem darauf folgenden Strafverfahren - eben von Schily und Ströbele.

Die Dokumentation versucht nachzuzeichnen, wie, von diesem gemeinsamen Begegnungspunkt aus, so unterschiedliche und für die Geschichte der Bundesrepublik bedeutsame Lebensläufe ausgehen konnten. Die Regisseurin beschränkt sich dabei jedoch auf die Selbst- und gegenseitige Darstellung, eine Bewertung unterbleibt.

Für zeitgeschichtlich interessierte Leser unbedingt empfehlenswert.

Sonntag, Januar 02, 2011

Neues Geschäftsfeld für die Schufa

Wie ich gerade bei EinsExtra gesehen habe, öffnet die Schufa ihren Datenbestand jetzt auch für Privatleute. Diese können sich jetzt mittels der Schufa-Unternehmensauskunft über Unternehmen informieren. Hauptsächlich ist es wohl gedacht für Bauherren, die sich über das Insolvenzrisiko des beauftragten Bauunternehmens informieren wollen, oder Bewerber, die ihren zukünftigen Arbeitgeber checken wollen. Eine Auskunft kostet 28,50 € und soll die "wesentlichen Stammdaten von Firmen und im Handelsregister eingetragenen Kaufleuten" enthalten, wie "Name, Anschrift, Rechtsform, Branche und wichtige Kennzahlen, wie Umsatz und Grundkapital." Hinzu kommen Angaben über wichtige Ereignisse der letzten 12 Monate (wie Gesellschafterwechsel) und Angaben zur Zahlungsfähigkeit.

Lustigerweise findet die Bauindustrie das gar nicht so toll. Ihr wäre es lieber, ihre Kunden würden sich "daran orientieren, Unternehemen zu wählen die in den letzten Jahren gut gebaut haben, die Qualität gewährleisten" anstatt einer Schufa-Auskunft zu vertrauen.

Ich bin in meiner Einschätzung etwas vorsichtig. Die meisten der dort gelieferten Informationen stammen aus öffentlichen Registern wie dem Unternehmensregister und sind von dort aus weitaus günstiger zu beziehen. Ein Handelsregisterauszug kostet z.B. 4,50 € Der Mehrwert liegt also wohl eher in der Aufbereitung des Zahlenmaterials.
Nicht jeder potenzielle Bauherr wird in der Lage sein, Bilanzen zu lesen und anhand dessen das Risiko beurteilen zu können.

In der Aufbereitung liegt dann allerdings auch das Risiko. Ob sich wirklich die Bonität eines Unternehmens wirklich in Form einer Ampel darstellen lässt, das wage ich zu bezweifeln.
Hinzu kommt, dass die Schufa-Verfahren nicht wirklich transparent sind und jedenfalls bei Verbrauchern oftmals über falsche Daten berichtet wird.

Hierbei wiederum könnte die Öffnung der Unternehmensauskunft für Privatpersonen Abghilfe schaffen. Ein (mittel)großes Unternehmen, dessen Aufträge wegen falscher Schufa-Auskünfte wegbrechen hat möglicherweise eine bessere Ausgangsposition als ein Provatmensch, der mit der Schufa nur bei der Wohnungssuche und beim Handyvertrag in Kontakt kommt.